Unnötige Brutalität

Bilderserie belegte Übergriff der österreichischen Polizei. Betroffen war eine junge Frau.

In Österreich wurde der aktuelle Sicherheitsbericht mit den Zahlen für 2018 am 15. Januar 2020 vorgelegt: Darin werden auch Übergriffe durch österreichische Polizisten genannt. Es wurden 542 Fälle mit „Misshandlungsvorwürfen gegen Organe der Sicherheitsbehörden“ bei den Staatsanwaltschaften eingebracht.

Wie ein solcher Polizeiübergriff in Österreich aussieht, das zeigte schon eine Bilderserie. Das Opfer war eine junge Frau aus der Ukraine, die von zehn Polizisten aus Österreich umkreist, niedergeschlagen und weggeschliffen wurde.

Der Beitrag wurde bereits 2018 auf Huffington Post Deutschland veröffentlicht. Doch wurde die deutsche Redaktion der Huffington Post am 31. März 2019 geschlossen. Damit wurden alle Inhalte der Huffington Post aus dem Internet gelöscht.

Auf Qolumnist wird der Beitrag von Johannes Schütz jetzt nochmals  veröffentlicht.


Performance vor dem Opernball

Betroffen von dem Übergriff war Alisa Vinogradova aus der Ukraine, die im Februar 2018 eine Performance als politische Aktion am Red Carpet des Wiener Opernballs vorführte.  Alisa studierte Psychologie in Kiew. Zu ihrer bevorzugten Lektüre zählen die Schriften des französischen Philosophen Michel Foucault.  Nach ihrem Studium war sie als Assistentin für einen ukrainischen Parlamentsabgeordneten tätig, der dem Block von Julia Timoschenko angehörte. Sie war mit Government Relations betraut.


Schmerzhafte Blutergüsse

„Sie fassten zu und rissen mich vom Roten Teppich, sie griffen mich an den Armen und
Beinen. Ich hatte Blutergüsse dadurch. Sie zerrten mich auch an den Haaren, das war sehr
schmerzhaft“, erzählte uns Alisa.. („I had bruises from their actions, grabbed by the hair – it was very painful“.)

Ihre Performance war jedenfalls friedlich. Es war deshalb nicht erforderlich, dass
Alisa von einer Gruppe österreichischer Polizisten brutal zu Boden gerissen und
weggeschliffen wurde. Man hätte den Vorfall auch sehr souverän zu einem besonnenen
Ende führen können.

Das belegte die Fotoserie von Conny de Beauclair. Er ist in Wien bekannt als ein
enger Vertrauter des Popstars Falco. Mit seinen Bildern ist ihm ein wichtiges
Zeitdokument gelungen, das noch diskutiert werden muss.


Fotoserie von Conny de Beauclair

 

Foto: Conny de Beauclair

Auftritt des ukrainischen Präsidenten Poroschenko am Opernball (Mitte). Rechts von ihm:
Der österreichische Bundespräsdient Alexander van der Bellen.

Foto: Conny de Beauclair

Das ukrainische Model Alisa startet das Happening. Am Red Carpet des Wiener Opernballs.

Foto: Conny de Beauclair

Alisa zeigt eine Parole gegen die Anwesenheit des ukrainischen Präsidenten
Poroschenko.
Die Besucher des Opernballs reagieren gelassen. Mit der nötigen Distinguiertheit hebt ein
Kavalier den Mantel von Alisa auf. Der Besucher übergibt ihn an eine weitere Person.

Foto: Conny de Beauclair

Gemeinsam helfen sie dem Model Alisa in den Mantel. Die Aktion ist damit beendet. Man
kann zum Abendessen gehen.

Foto: Conny de Beauclair

Da stürzen Polizisten von zwei Seiten heran. Sie drängen den Besucher des Opernballs
zur Seite.

 

Foto: Conny de Beauclair

Die Polizisten ergreifen das ukrainische Model Alisa.
Ein Mann mit einem markanten roten Bart schreitet heran. Er trägt einen dunklen Mantel.
Es muss offenbar ein höherer Polizeibeamter in Zivil sein, der die Aktion der Polizei leiten
kann. Er bleibt jedenfalls bis zum Schluss in der Gruppe der Polizisten.

Foto: Conny de Beauclair

Die Polizisten werfen das ukrainische Model Alisa zu Boden.

Foto: Conny de Beauclair

Dann drängt ein Rudel Polizisten um die am Boden liegende Alisa. Sie greifen nach ihr. Es
ist eine Zahl von rund 10 Polizisten erkennbar, die einen Kreis um Alisa bilden. Weitere
Polizisten stehen noch im Umfeld. Vorne im Kreis ist weiterhin der Mann mit rotem Bart
erkennbar.
Weshalb die Polizisten eine Leibesvisitation brauchen, das werden sie noch erklären
müssen.

Foto: Conny de Beauclair

Nach der Leibesvisitation wird Alisa von der Polizistengruppe weggeschliffen.

Foto: Conny de Beauclair

Nach dem Übergriff auf Alisa werden Polizisten auf beiden Seiten des Red Carpet
aufgestellt. Offenbar ist das Polizeikordon passend für das Defilee der Gäste des
Opernballs. Polizistinnen mit demonstrativ langen Zöpfen werden so hingestellt, dass
Beobachter sie deutlich wahrnehmen können. Inzwischen bringt das Rudel der
männlichen Kollegen Alisa auf die Wachstube.

Model niedergeschlagen

Alisa ist ein Model, das für politische Kampagnen zur Verfügung steht. Beim Filmfestival in Cannes war es jedes Jahr üblich, dass Starlets ihre Modelqualitäten vor dem internationalen Publikum zeigten. Es ist nicht bekannt, dass französische Polizisten in Cannes über ein solches Model hergefallen sind. Wien wird sich ändern müssen.

© Autor: Johannes Schütz, 2020

Aktualisierte Fassung des Beitrags, der erstmals im Februar 2018 auf Huffington Post Deutschland veröffentlicht wurde:.
Johannes Schütz:  „Jetzt belegt Bilderserie unnötige Brutalität der Polizei“, Huffington Post Deutschland, 18. 2. 2018.


Zum Autor:

 Johannes Schütz, ist Medienwissenschafter und Publizist,, war Lehrbeauftragter an der Universität Wien (Informationbroking, Recherchetechniken, Medienkompetenz), Vorstand des Zentrums für Medienkompetenz, Projektleiter bei der Konzeption des Wiener Community-TV, Projektleiter für ein Twin-City-TV Wien-Bratislava (in Zusammenarbeit mit dem Institut für Journalistik der Universität Bratislava), investigative Publikationen (Justiz, EU).
Johannes Schütz bereitet eine Buchpublikation vor: „Die Enteigner: Der größte Skandal der Republik Österreich“.
Kontakt: info [at] communitytv.eu

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Johannes Schütz, Medienwissenschafter und Publizist, geboren in Österreich, lebt jetzt im Exil, war Lehrbeauftragter an der Universität Wien (Informationbroking, Recherchetechniken, Medienkompetenz), Vorstand des Zentrums für Medienkompetenz, Projektleiter bei der Konzeption des Wiener Community-TV, Projektleiter Twin-City-TV Wien-Bratislava, investigative Publikationen (Grundrechte, EU). Veröffentlichungen u. a. The European, Tabula Rasa. Johannes Schütz bereitet eine Buchpublikation vor: „Die Enteigner: Der größte Skandal der Republik Österreich". Homepage: www.journalist.tel www.tabularasamagazin.de/author/schuetz_johannes www.theeuropean.de/johannes-schuetz Kontakt: iinfo [at] communitytv.eu